Weihnachten: Sechs Tipps für ein Fest der Sinne
Das Festessen, das Sie geben, soll unvergesslich sein? Dann regen Sie dabei so viele Sinne wie möglich an, rät der britische Psychologe Charles Spence. Sechs psychologische Tipps für die nächste Einladung zum Dinner.
SCHWER WIEGENDES BESTECK
Decken Sie den Tisch mit Ihrem schwersten Besteck. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Essen positiver beurteilt wird, wenn es mit Besteck gegessen wird, das ein gewisses Gewicht hat. Charles Spence, Professor für Experimentalpsychologie an der University of Oxford, testete 2015, ob dies auch im Restaurant zutrifft: Während einer Konferenz aß die eine Hälfte der Besucher ein dreigängiges Abendessen mit schwerem Restaurantbesteck. Die andere Hälfte benutzte ein leichtes Besteck. Die erste Gruppe fand die Gerichte kunstvoller serviert und war bereit, mehr für diese zu bezahlen.
WEISS UND RUND MACHT SÜSS
Wollen Sie ein Gericht süßer aussehen lassen, servieren Sie es auf weißen Tellern. In Studien wurden darauf Erdbeermousse und Käsekuchen als etwas süßer und schmackhafter empfunden als auf schwarzen Tellern. Würziges Essen hingegen kommt auf weißem Geschirr am wenigsten zur Geltung, ergab eine chinesische Studie. In dieser wurde gewürzter Tofu auf weißen, gelben und roten Tellern angerichtet. Auch die Geschirrform lässt sich kreativ nutzen. Süß und cremig assoziieren wir mit "rund", prickelnde, bittere, salzige und saure Geschmäcker eher mit "eckig". Möglicherweise genießen Ihre Gäste also französischen Käse auf einem quadratischen Teller umso mehr.
KULINARISCHER SOUNDTRACK
Auch die geeignete Hintergrundmusik kann das kulinarische Erlebnis bereichern. Denken Sie an den Amélie-Soundtrack für ein französisches Gericht oder italienische Lieder zur Lasagne. Nehmen Sie auf jeden Fall langsame Musik. Schnelle Rhythmen beschleunigen das Essen, ergaben Studien. Das kann in einem Imbiss nützlich sein, aber eben nicht bei einem festlichen Abendessen daheim.
ANGENEHM KNACKIG
Wir mögen es, wenn ein Gericht "akustische Aufmerksamkeit erregt", etwas Lärm im Mund macht, sagt Spence. So werden beispielsweise knackige Chips als frischer eingestuft, wie er schon vor 15 Jahren in einem mittlerweile recht bekannten Experiment gezeigt hat. Man kann ein Dinner daher sehr simpel akustisch bereichern: für mehr Biss einfach einige Croutons oder Kerne zum Salat geben oder Nüsse und Schokoladenstückchen ins Dessert einrühren.
WOHLKLINGENDE NAMEN
Denken Sie daran, wie Sie Ihre Gerichte benennen: Salat mit Nudeln klingt gesünder als "Teigwarensalat". Fügen Sie eine kleine Beschreibung hinzu ("Spaghetti Napoli an gedünstetem Bio-Gemüse“), und Ihren Gästen wird schon vorab das Wasser im Mund zusammenlaufen. Vergewissern Sie sich aber, dass der Name des Gerichts keine falschen Erwartungen weckt. Die Probanden einer britischen Studie fanden eine "Lachs-Sahne-Eiscreme" wenig attraktiv, wahrscheinlich weil sie angesichts der rosafarbenen Masse und der Bezeichnung "Eiscreme" fälschlicherweise etwas Süßes erwartet hatten. Dasselbe Gericht wurde besser bewertet, als die Forscher es als "gefrorene, herzhafte Mousse" servierten.
DIE KIRSCHE AUF DER TORTE
Wollen Sie ein wahrhaft unvergessliches Festmahl bereiten, sollten Sie – so seltsam das auch klingt – weniger Ihre Kochkünste bemühen. Ein Küchenchef bat seine Gäste einige Wochen nachdem sie in seinem Restaurant waren um eine Bewertung. Es stellte sich heraus, dass nicht der Geschmack den größten Eindruck hinterlassen hatte, sondern auffällige Details rund um das Abendessen, wie beispielsweise eine Kellnerin, die am Tisch Aroma über die Gerichte gesprenkelt hatte. Denken Sie also an ein paar kleine originelle Extras: Seien Sie kreativ mit der Tischdecke oder beim Anrichten, servieren Sie als Überraschung ein Amuse-Gueule zwischen den Gängen, oder schreiben Sie das Menü auf eine besonders schön gestaltete Speisekarte.
GEMEINSAM ESSEN = MEHR ESSEN
Professor Charles Spence hat unzählige Studien übers Essen und unsere Sinne durchgeführt. Im Labor und in Restaurants, wie dem des berühmten Küchenchefs Heston Blumenthal, suchte er nach Antworten auf Fragen wie: Warum verspeisen wir 35 Prozent mehr, wenn wir mit anderen essen? Warum trinken so viele Kaffeeliebhaber bei hellem Licht mehr Cappuccino, Americano und Co.? Warum sind 27 Prozent aller im Flugzeug bestellten Drinks Tomatensaft? Sein Buch zu diesem Thema ist jetzt auch auf Deutsch veröffentlicht worden: "Gastrologik. Die erstaunliche Wissenschaft der kulinarischen Verführung", C. H. Beck, 2018, 24,95 Euro
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