Mehr Spaß im Job - so geht's
Einen Großteil Ihrer Zeit verbringen Sie mit Arbeit. Da ist es natürlich ideal, wenn Ihr Job Sie wenigstens etwas glücklich macht, oder? Die gute Nachricht: Sie können Ihr Arbeitsglück vergrößern, ohne das Ruder völlig herumzureißen
Wie oft fragen Sie sich, ob Ihre Arbeit Sie eigentlich glücklich macht?
Die meisten von uns tun eben, was getan werden muss. Sie hasten von Termin zu Termin, rutschen von einer Aufgabe in die nächste, und das über Jahre. Trotzdem ist es gut, sich ab und an zu fragen, ob Ihr Job Sie eigentlich auch erfüllt. Glückliche Menschen sind nämlich kreativer und ziehen mehr Befriedigung aus ihrer Arbeit, ergab eine Studie von Nic Marks, britischer Ökonom und Experte in Sachen Arbeitsglück. Außerdem sind zufriedene Mitarbeiter tatkräftiger und gesünder. Arbeitsglück sollte somit stets ein Faktor sein, den man ernst nimmt, meint Marks.
Organisationspsychologin Gerdy Geersing schließt sich dem voll und ganz an. „Früher dachte man, Leistung und Ergebnisse würden befriedigen und glücklich machen. Ein bisschen stimmt das auch, aber der umgekehrte Effekt ist dreimal so stark: Positive Emotionen und Arbeitsglück pushen und befriedigen – und bringen einen dazu, abzuliefern.“ Geersing begleitet Organisationen, die erkannt haben, wie wichtig glückliche Arbeitnehmer sind, und deswegen ihre Arbeitsweise umstellen. „Ich bringe diesen bei, wie sie sich auf die Stärken der Mitarbeiter richten, statt nur zu benennen, was besser werden soll. Diese positive Herangehensweise gibt Energie und Raum für Wachstum. Das Gute ist, dass man seine Emotionen beeinflussen kann. Man kann lernen, positiver an die Arbeit heranzugehen. Es lohnt sich, in dieses Gefühl zu investieren, denn es macht echt einen Unterschied.“
Fünf Glücksfaktoren
Wie aber sorgt man dafür, dass man sich glücklich und energiegeladen an die Arbeit macht? Martin Seligman, Begründer der Positiven Psychologie in den USA, unterscheidet fünf Faktoren, die glücklich machen, auch im Job. Diese lauten: 1) positive Emotionen wie Stolz, Freude und Dankbarkeit, 2) Engagement, 3) Verbundenheit mit Kollegen und Kunden, 4) das Gefühl, etwas zur Welt beizutragen oder der eigenen Beschäftigung anderwei-tig Sinn verleihen zu können, und 5) genug Herausforderung. Übrigens müssen nicht alle Elemente im Job vorhanden sein. Ist beispielsweise ein Ehrenamt oder Ihre Rolle innerhalb der Familie für Sie sinnstiftend, ist es vielleicht nicht so wichtig, mit Ihrer Arbeit zur Welt etwas beizutragen. Außerdem braucht nicht immer alles groß und aufregend zu sein. Schon ein kurzer Schwatz am Kaffeeautomaten kann beglücken. Sind Sie jedoch noch nicht ganz zufrieden mit Ihrem Job, ist es gut, sich aktiv mit Arbeitsglück zu beschäftigen. Dazu müssen Sie sich nicht unbedingt eine neue Stelle suchen, sagt Geersing: „Oft hilft schon, die eigene Arbeit ein wenig anders zu betrachten. Können Sie ein neues Projekt heranziehen? Andere Fähigkeiten entwickeln? Oder auf Teilzeit umstellen und nebenher etwas ganz anderes machen? Oft ist viel mehr möglich, als Sie zunächst meinen.“
Das „Feel, fly, flourish“-Model
Organisationstrainerin und Coach Veronique Kilian hat zur Steigerung des Arbeitsglücks das „Feel, fly flourish“-Modell entwickelt, das an die Glücksfaktoren von Seligman anschließt. In der Feel-Phase geht es darum, positive Emotionen hervorzurufen. Das erreicht man etwa, indem man sich aktiv an Momente erinnert, in denen man im Job glücklich war. Dadurch verbindet man sich mit diesem Glücksgefühl. Eine andere Möglichkeit ist, jetzt etwas zu unternehmen, was einen glücklich macht.
In der Fly-Phase lernt man, das Glücksgefühl festzuhalten, um eine Glücksstimmung zu entwickeln. Man bringt sich bei, sich leichter glücklich zu fühlen oder zu diesem Gefühl zurückzukehren. Das macht man, indem man die sogenannte Neuroplastizität des Gehirns beeinflusst, also seine Fähigkeit, neue neurologische Wege zu etablieren. Je öfter eine positive Emotion hervorgerufen wird, desto mehr wird Ihr Gehirn dies als einen Weg speichern, den Sie oft gegangen sind, und desto leichter können Sie zu diesem Weg zurückkehren.
In der Flourish-Phase steigert man sein Glücksbewusstsein gemeinsam mit anderen. Laut Kilian entsteht so eine kollektive, positive Kraft. Als Beispiel nennt sie ein Experiment an der Harvard University, bei dem alle Teammitglieder den Auftrag erhielten, drei Wochen lang jeden Tag eine E-Mail mit wertschätzendem oder positivem Feedback zu verschicken. Das Ergebnis war, dass alle im Team produktiver, schneller und sorgfältiger wurden.
Die Kernbotschaft von Geersing wie Kilian ist, dass man mehr Arbeitsglück empfindet, wenn man es trainiert. In PSYCHOLOGIE 03/19 bringt dich weiter finden Sie viele Übungen, die Ihnen helfen, positive Emotionen zu verstärken, dieses Gefühl festzuhalten und Ihre Träume zu verwirklichen.
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