Das Tier im Menschen: Geliebte Rivalen
Rivalität unter Geschwistern fängt schon im Nest an. Wie Eltern(tiere) den Zusammenhalt fördern können: die neueste Folge unserer Kolumne "Spiegelbiest - Das Tier im Menschen".
Oh, diese niedlichen Flauschkugeln! Frisch geschlüpft und an einandergekuschelt. Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Ein volles Nest ist warm, aber turbulent. Es wird geschubst, gezerrt und um Aufmerksamkeit geschrien. Denn Geschwister sind auch Konkurrenten. Aufmerksamkeit von den Eltern zu bekommen bedeutet in der Tierwelt oft: mehr Fressen und eine höhere Überlebenschance. Ist Nahrung knapp, fordern die ältesten Küken manchmal alles für sich. Das schwächt den Jüngsten oft so, dass er stirbt oder selbst Teil des Menüs wird.
Sibling rivalry nennt man die Rivalität unter Geschwistern, auch bei Menschen. Bei kleinen Kindern ist sie am ausgeprägtesten – denken Sie an Zweijährige, die sich gegenseitig fast die Köpfe einschlagen oder sich mit dem neuen Baby im Haus schwertun. Für jeden Dritten bleibt auch als Erwachsener die Beziehung zum Geschwisterkind distanziert bis feindlich. Die Frage, wer von den Eltern am meisten beachtet wurde oder noch immer wird, ist für manche Menschen ein dauerhaft wunder Punkt.
Studien zeigen, dass Eltern die Beziehung unter Geschwistern stark beeinflussen können. Um Hass und Neid vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Aufmerksamkeit gleichmäßig zu verteilen, Kinder nicht ständig zu vergleichen und Zusammenhalt zu belohnen. Denn wie Eulenküken beharken sich auch Menschenkinder vor allem in knappen Zeiten.
Psychologin Dagmar van der Neut ist fasziniert vom Verhalten der Tiere, ob Fruchtfliege, Katze oder Homo sapiens. Auch ihr Buch handelt davon: Tierischer Sex. Liebeslektionen aus dem Tierreich (Kiepenheuer & Witsch).