Psychische Probleme: im Job lieber verbergen
Wer schon mit seelischen Beschwerden wie Depressionen zu kämpfen hatte, kennt das Dilemma wahrscheinlich: Soll man das am Arbeitsplatz oder in einer Bewerbung erwähnen?
Psychologin Evelien Brouwers von der Tilburg University hat dazu mit Kollegen eine orientierende Studie durchgeführt. Ihre Schlussfolgerung: Besser nicht.
Frau Brouwers, wirklich? Besser nicht? So gelingt es uns doch nie, uns von dem Stigma zu befreien.
Sicher, das Ergebnis ist niederschmetternd. Aber wenn man Arbeit finden möchte oder seinen Job behalten will, ist es besser, über Depressionen, ADHS-Beschwerden oder eine psychotische Vergangenheit zu schweigen. Das jedenfalls ging aus den Gesprächen hervor, die wir mit Personalern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern geführt haben. Eine größere wissenschaftliche Studie muss das Ergebnis allerdings noch bestätigen.
Warum ist es besser, zu schweigen?
Offenheit kann den Job kosten – und ich vermute, dass das öfter passiert, als wir realisieren. Die Gespräche zeigten, dass Leuten mit psychischen Problemen von vornherein viel unterstellt wird: "Er hatte ein Burn-out, also ist er dieser Aufgabe bestimmt nicht gewachsen." Beförderungen gehen einem durch die Lappen, es wird getratscht, und obwohl jeder Fehler macht, werden diese bei Menschen mit psychischen Problemen öfter ihrer Krankheit zugeschrieben. Bei Bewerbungen empfiehlt es sich erst recht nicht, eine frühere Depression oder Angststörung zu erwähnen. Das Risiko ist groß, dass der Arbeitgeber denkt: Danke für die Warnung! Und die Bewerbung anschließend aussortiert.
Warum wollen wir trotzdem so gern offen sein?
Es ist wichtig fürs eigene Wohlbefinden, ehrlich und authentisch zu sein. Außerdem kann Offenheit Beziehungen am Arbeitsplatz verbessern: Kollegen sind verständnisvoller – sie können beispielsweise nachvollziehen, wenn Sie mal unerwartet reagieren. Auch sorgt Offenheit für eine angenehme Arbeitskultur: Alle haben mal was. Ehrlichkeit fühlt sich am angenehmsten an – aber wie angenehm ist es, wenn sie einen den Job kostet? Es muss noch viel passieren, bevor dieses Stigma keines mehr ist.
Wann sollte man unbedingt über psychische Beschwerden reden?
Wenn sie die Arbeit beeinflussen. Oder das Geheimhalten zu sehr stresst. Versuchen Sie dann aber, möglichst sparsam mit medizinischen und persönlichen Details zu sein. Wie schlimm es nun genau war, ist nicht so relevant. Was zählt, ist: Was braucht man, um seine Arbeit gut zu machen? Sagen Sie zum Beispiel neutral: "Ich bringe dem Unternehmen am meisten, wenn ich morgens ungestört an einem stillen Ort arbeiten kann."