Fünf Tipps, wie Sie besser mit ADHS leben
Zu spät kommen, den Schüssel verlieren oder ständig abgelenkt sein: Das passiert jedem mal. Aber Menschen mit ADHS oder ADS sind immer beschäftigt, impulsiv und chaotisch, und das von Kindheit an. Diese Tipps von Psychiaterin Sandra Kooij erleichtern ihnen den Alltag ein wenig
1 SORGEN SIE ZUHAUSE FÜR ORDNUNG
Eine aufgeräumte Wohnung schafft Struktur im Kopf. Gewöhnen Sie sich beispielsweise daran, Telefon, Schlüssel und Brieftasche an einem festen Ort aufzubewahren. Üben Sie das, bis es zur Gewohnheit wird.
Ein weiterer Tipp: Räumen Sie nicht mehr als einen Schrank oder eine Schublade gleichzeitig auf. Alle Gegenstände, die Sie seit mindestens zwei Jahren nicht mehr verwendet haben, werden Sie wahrscheinlich auch in Zukunft nicht benutzen. Heißt also: Werfen oder verschenken.
2 BAUEN SIE ROUTINEN AUF
Tragen Sie Termine direkt in Ihre Agenda ein. Wenn Sie einen digitalen Kalender haben, stellen sie eine Voraberinnerung ein. Planen Sie Termine immer großzügiger ein, als Sie es normalerweise tun würden. Nehmen Sie sich jeden Morgen fünf Minuten Zeit, um Ihre Vorhaben für den Tag durchzugehen. Indem Sie sich diese Art von Routinen aneignen, bringen Sie mehr Struktur in den Tag und verhindern, dass Sie Dinge aufschieben oder verpassen.
3 VERBESSERN SIE IHREN SCHLAF-RHYTHMUS
Vielleicht gehören Sie zu den 80 Prozent der Menschen mit ADHS, die "Nachteulen" sind. Da Ihre biologische Uhr anders eingestellt ist, schlafen Sie einige Stunden später ein als der Durchschnitt. Aber zu wenig Schlaf kann ADHS-Symptome verschlimmern. Versuchen Sie also, Ihre Schlafgewohnheiten zu ändern: Gehen Sie so oft wie möglich zu einer festen Zeit ins Bett, trinken Sie abends keinen Kaffee und lassen Sie Smartphone, Tablet, Fernseher und Laptop mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen links liegen.
4 MEIDEN SIE FALLSTRICKE
Es kann verlockend sein, nach ungesunden "Lösungen" für Ihre Probleme zu suchen. Wie Alkohol, um schneller einzuschlafen, oder Drogen, um sich besser zu konzentrieren. Was bei ADHS langfristig besser hilft, sind Entspannung, gesunde Ernährung und ein regelmäßiges Leben. Zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn Sie Unterstützung brauchen.
5 SEIEN SIE WENIGER STRENG MIT SICH
Menschen mit ADHS stoßen aufgrund ihres chaotischen, gereizten oder impulsiven Verhaltens oft auf Unverständnis und Kritik. Das kann dafür sorgen, dass Sie das Vertrauen in sich selbst verlieren. Mit Hilfe kognitiver Therapie können Sie lernen, sich selbst anders – also weniger streng - zu betrachten. Sie hilft Ihnen auch herauszufinden, dass ADHS nicht nur problematische, sondern auch positive Seiten hat. Zum Beispiel haben Sie viel Energie, kreative Ideen oder Ausdauer.
Psychiaterin Sandra Kooij hat schon in den 90er Jahren darauf hingewiesen, dass auch Erwachsene ADHS haben können. Seit 2012 leitet sie den entsprechenden Bereich von PsyQ in Den Haag. Sie ist zudem leitende Universitätsdozentin für Psychiatrie am VUmc in Amsterdam. Auf divacenter.eu findet sich auch die deutsche Version von DIVA, einem diagnostischen Fragebogen zu ADHS im Erwachsenenalter, den Kooij entwickelt hat.
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