Der Relax-Instinkt – und wie man ihm widersteht
Der erste Schritt ist gemacht: Sie haben sich im Fitnessstudio angemeldet. Jetzt kommt es aber vor allem auf eins an: dort auch wirklich hinzugehen. Denn viele wollen zwar Sport treiben, aber schaffen es einfach nicht. Die Gründe - und wie man sie überwindet.
Eine Gruppe aus belgischen, kanadischen und Schweizer Forschern hat entdeckt, dass es für das Gehirn schlichtweg zu schwierig ist, dem Bedürfnis, auf dem Sofa abzuhängen, nicht nachzugeben. Sie hat dazu die Hirntätigkeit von Menschen untersucht, die an sich gern aktiv sind und sich nun zwischen Aktivwerden und Stillsitzen entscheiden sollten. Ergebnis: In Aktion zu kommen scheint unser Gehirn generell mehr Energie zu kosten, egal ob man gern Sport treibt oder nicht. Wenn wir den Sofa-Drang unterdrücken möchten, geraten unser Gefühl (Sehnsucht nach Abhängen) und unser Verstand (zum Sport zu gehen) aneinander. Das haben die Wissenschaftler zumindest daran abgelesen,
wie aktiv verschiedene Hirnregionen waren. Die Forscher schlossen daraus auch, dass Aktivwerden mehr Selbstkontrolle erfordert. Sich aufs Sofa fallen zu lassen – und dort sitzen zu bleiben – ist schlichtweg am einfachsten.
Denn: Unser Gehirn neigt wohl von Natur aus zum Faulenzen – weil unsere frühen Vorfahren jede Form unnötiger Anstrengung vermieden haben. Urmenschen gingen in der Tat nicht aus reinem Vergnügen joggen. Sie taten besser daran, ihre Energie für so notwendige
Aktivitäten wie Jagen aufzusparen. Dieser Drang, so oft wie möglich auszuruhen, steckt immer noch in uns. Nur wäre es angesichts des heutigen Überflusses auf jeden Fall gesünder, sich auch „einfach so“ zu bewegen. Aber: Daran hindert uns der Relax-Instinkt. Millionen Sportler
beweisen jedoch tagtäglich, dass wir durchaus in der Lage sind, unsere natürliche Vorliebe fürs Sofa beiseitezuschieben. Das erfordert nur jede Menge kognitive Kontrolle!
Wie können Sie sich dennoch motivieren, die Couch zu verlassen? Neuropsychologe André Aleman von der Reichsuniversität Groningen, der ein Buch über das bewusste Denken geschrieben hat, hat da ein paar Tipps:
- Nach Hause kommen und sich aufs Sofa fallen lassen, ist eine Angewohnheit. Ändern Sie daher Ihre Routine: Stellen Sie beispielsweise Ihre Sportschuhe neben die Tür. Wenn Sie diese beim Heimkommen sehen, können Sie eine bewusste Entscheidung treffen: kein Abhängen!
- „Mehr Sport treiben“ ist als Ziel zu vage. Konkretisieren Sie es, und machen Sie einen Plan: Welchen Sport wollen Sie ausüben und wann? Zum Beispiel: jeden Montag- und Donnerstagabend nach der Arbeit joggen. Schreiben Sie sich das auch in Ihren Kalender.
- Verabreden Sie sich mit einem Freund oder einer Freundin zum gemeinsamen Sport. Wenn Sie dann trotzdem auf dem Sofa landen, haben Sie einen guten Grund, wieder aufzustehen.
Quelle: Avoiding sedentary behaviors requires more cortical resources than avoiding physical activity, Neuropsychologia, Oktober 2018
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Dieser Artikel ist in Ausgabe 02/2019 von PSYCHOLOGIE bringt dich weiter erschienen. Das komplette Heft können Sie gleich hier im Shop bestellen.