Besser schlafen: Tipps vom Schlafcoach
Schon alles versucht - und noch immer wälzen Sie sich wach im Bett? Gerade wenn Sie lernen, sich nicht mehr dagegen zu wehren, wird Schlaf wieder zur Selbstverständlichkeit. Schlafcoach Irma Leijten über diese neue Herangehensweise
Schlafen ist etwas Natürliches, das kann man doch nicht lernen?
Leijten: In der Tat ist Schlafen ein natürlicher Prozess. Aber er kann gestört werden, etwa wenn Sie ewig grübeln oder sehr gestresst sind. Dann passiert es leicht, dass Sie auch über den Schlaf nachdenken. Am nächsten Tag gehen Sie angespannt in die Nacht - und so kann ein Teufelskreis entstehen, der Ihren natürlichen Schlafrhythmus aus dem Gleichgewicht bringt.
Was braucht man für guten Schlaf?
Entspannung und Hingabe. Nur: Nachts ist man sehr verletzlich - es ist dunkel, und man ist nicht bei Bewusstsein. Zum Glück liegen keine Löwen mehr auf der Lauer, vor denen wir auf der Hut sein müssen. Aber auch unsere Mobiltelefone können dieses Gefühl der Anspannung hervorrufen: Wir müssen "bereit" sein, da jeden Moment etwas passieren kann. Das kann zu einer ständigen Unruhe oder sogar dazu führen, dass man sich nicht in Sicherheit wähnt.
Was kann ich selbst dagegen tun?
Es mag seltsam anmuten, funktioniert aber: Versuchen Sie, Ihre negativen Emotionen in einer schlaflosen Nacht willkommen zu heißen. Das klingt paradox, warum sollte man etwas zulassen, was einem nicht gefällt? Ich habe jedoch erlebt, wie Menschen, die seit 20 Jahren Schlafprobleme haben, nach drei Wochen besser schliefen, sobald sie nicht mehr gegen ihre negativen Gedanken ankämpften.
Eine Übung für besseren Schlaf
Schlechte Schläfer neigen dazu, ihr Leben darauf abzustimmen. Sie gehen nicht auf Partys, weil sie Angst vor noch weniger Schlaf haben. Ein Karriereschritt wird nicht gemacht; wie soll man funktionieren, wenn man ständig müde ist? Reißt diese Haltung ein, unternimmt man nichts mehr, was man gern tut – und was einen entspannt und müde macht. Ist das bei Ihnen auch so? Dann könnte diese Übung helfen:
Was lassen Sie momentan bleiben?
Welche angenehmen Aktivitäten, die Sie unternommen haben, bevor Schlaflosigkeit Sie gepeinigt hat, machen Sie jetzt nicht mehr? Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt. Warum waren Ihnen diese Aktivitäten wichtig?
Was würden Sie als Erstes wieder machen, wenn Sie nicht mehr an Schlaflosigkeit leiden? Melden Sie sich zu einem Kurs an? Laden Sie eine Freundin ins Kino ein? Wählen Sie drei Aktivitäten aus Ihrer Liste.
Wählen Sie eine Aktivität aus, mit der Sie gleich morgen anfangen können, und stellen Sie sich vor, was genau Sie tun werden. Was unternehmen Sie mit wem, wann, wo?
Malen Sie sich schließlich schon mal lebhaft aus, dass Sie mitten in Ihrer geplanten Aktivität sind. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Setzen Sie Ihre Pläne in die Tat um. Fällt Ihnen das schwer, denken Sie an diese Übung zurück. Seien Sie bereit, Angst, negative Gedanken oder ein paar schlechte Nächte in Kauf zu nehmen. Sie tun das, weil Sie leben wollen – und unbesorgt und entspannt schlafen möchten.
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