Was macht Tinder mit der Liebe?
Facebook, Instagram, Tinder und Co. steuern unser Liebesleben immer stärker. In der Dating-Phase, aber auch während der darauf folgenden Beziehung, sagt Elisabeth Timmermans, Kommunikationswissenschaftlerin an der Erasmus-Universität Rotterdam.
Wie können soziale Netzwerke die Liebe beeinflussen?
Timmermans: Sie können negativ wirken, etwa durch neue Formen der Eifersucht, wie der sogenannten Facebook-Eifersucht: Sprich, Sie entdecken online zum Beispiel ein Foto Ihres Partners mit seiner Ex. Es gibt zudem Menschen, die bewusst nach einem Untreue-Beweis suchen. Viele Studien konzentrieren sich jedoch nur auf die schlechten Seiten von Social Media, dabei gibt es auch positive Folgen: Wer beispielsweise schöne Fotos seiner Beziehung postet, kann dadurch ein stärkeres Wir-Gefühl schaffen.
Hilft Tinder bei der Suche nach Liebe?
Ungefähr die Hälfte der Menschen mit Tinder-Account haben darüber Dates. Etwa 27 Prozent von ihnen gelingt es, eine daraus entstehende Beziehung aufrechtzuerhalten. Nicht jeder sucht aber nach Liebe. Wir haben gleich 13 Gründe entdeckt, warum Menschen bei Tinder sind. Auf Platz eins steht Unterhaltung, auf zwei Neugier. Danach folgt „Freundschaften schließen“, und erst auf Platz vier: „einen Partner finden“. Ob Tinder für einen funktioniert, hängt davon ab, wer man ist. Man muss attraktiv genug sein, um Matches zu bekommen, und sich trauen, sich mit Fremden zu verabreden. Kommuniziert man nicht gern schriftlich, ist Onlinedating keine gute Idee.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Dass 20 Prozent der Menschen auf Dating-Apps eigentlich vergeben sind. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Was bedeutet Untreue angesichts der neuen Medien? Viele Menschen nutzen Tinder als Egobooster: Mal schauen, wie mein Marktwert so ist. Ist es also Untreue, wenn man dafür ein Profil anlegt? Und Kontakt mit dem Ex via Facebook – ist das in Ordnung?
Sie sagen, dass soziale Netzwerke Beziehungen ruinieren können. Wie lässt sich das vermeiden?
Indem Sie mit Ihrem Partner darüber sprechen, wie Sie sich den Umgang mit dem Internet vorstellen. Wenn Sie Ihre Beziehung gern mit Verlobungsfotos auf Instagram feiern, Ihrem Partner jedoch seine Privatsphäre wichtiger ist, müssen Sie gemeinsam überlegen, was online gestellt werden darf und was nicht. Besprechen Sie, was für beide akzeptabel ist und wo die Grenzen sind, und nehmen Sie gegenseitig darauf Rücksicht.
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