Plötzlich fremdverliebt - und jetzt?
Eigentlich dachten Sie, Sie hätten eine gute Beziehung, doch dann tauchen plötzlich Gefühle für jemand anderen auf. Was nun: Gehen oder bleiben?
In unserer neuen Ausgabe von PSYCHOLOGIE bringt dich weiter erfahren Sie, wie Sie zu einer Entscheidung kommen – und gleich hier, wie sich Jessica entschieden hat.
"Mein Freund war depressiv. Er konnte keine Arbeit finden und hatte immer nur kleine Jobs, mit denen wir so gerade eben die Miete zahlen konnten. Ich machte eine Ausbildung im Bereich Meditation und führte darüber inspirierende Gespräche mit jemandem, den ich im Fitnesszentrum kennengelernt hatte.
Verliebt sein bedeutet, sich gesehen zu fühlen; etwas in dem anderen zu erkennen und im tiefsten Sein bestätigt zu werden. Ich dachte die ganze Zeit an ihn. Als ich es nicht mehr aushielt, habe ich es meinem Freund erzählt. Er wusste nicht, was er damit anfangen sollte.
Unsere Beziehung fühlte sich ohnehin schon nicht gleichwertig an, und durch meine Verliebtheit wurde das nur noch klarer. Darum beendete ich sie. Der andere Mann fühlte sich geschmeichelt, als ich ihm meine Liebe gestand, sagte aber nicht, was er für mich empfand. Monate später gab er zu, nicht in mich verliebt zu sein. Er hatte mich hingehalten. Das fand ich so niederträchtig, dass ich sofort von ihm kuriert war.
Mein Freund und ich lebten noch in derselben Wohnung, als mein Vater kurze Zeit später an einer Gehirnblutung starb. Mein Freund hat mich sehr unterstützt und war für mich da. Mir wurde wieder bewusst, warum ich mich in ihn verliebt hatte. Kurz danach fuhr er nach Frankreich, um das Haus eines Cousins zu renovieren. Ich reiste ihm nach. Wir schliefen in einem Heuschober. Es war kalt, ich machte Feuer und sorgte fürs Essen. Dort haben wir uns erneut füreinander entschieden, und zwei Jahre später bekamen wir einen Sohn.
Vor unserem Bruch schien es, als habe mein Freund eine Menge Probleme und als würde ich für ihn sorgen. Ich sagte ihm ständig, was er tun solle, weil man sich Liebe verdienen muss, indem man für den anderen sorgt, dachte ich. Jetzt sehe ich klarer, mit welcher Absicht ich etwas sage. Früher verspürte ich ständig eine innere Unruhe, fragte mich, ob ich wohl den richtigen Partner hatte. Aber durch alles, was wir erlebt haben, weiß ich, dass wir immer darüber reden können, wenn etwas nicht stimmt."
Jessica (40), Meditationscoach
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