Das Tier im Menschen: Lieben wie ein Pinguin
In der Natur ist Vaterliebe selten. Warum ist das bei uns Menschen anders? Antworten liefert unsere Kolumne "Das Tier im Menschen".
Vaterliebe ist in der Natur eine Seltenheit. Bei nur fünf Prozent der Säugetiere spielt der Mann in der Jungenaufzucht eine aktive Rolle. Selbst Schimpansenmännchen sind ihrem Nachwuchs gegenüber recht gleichgültig. Warum gibt es dann beim Menschen so viele liebevolle Väter?
Witzigerweise ähnelt ein hingebungsvoller Vater, der mit seinen Kindern kuschelt und Die Raupe Nimmersatt vorliest, mehr einem Pinguin als einem Schimpansen. Kaiserpinguinmännchen beschützen ihre Eier einen Winter lang vor der Eiseskälte, und haben sie ihr Junges ausgebrütet, halten sie es zwischen einer dicken Hautfalte warm und füttern es.
Warum sind Pinguin- und Menschenväter so fürsorglich (und Schimpansen- und Rinderväter nicht)? Vermutlich weil die Pflege eines Kleinen für alleinstehende Kaiserpinguinweibchen und prähistorische Menschenmütter viel zu schwer war. Kaiserpinguine müssen zusehen, wie sie ihren einzigen Sprössling unter schwersten Umständen am Südpol durchbringen. Und wir Menschen haben – verglichen mit anderen Säugetieren – extrem hilflose Babys. Es dauert ewig, bis sie auf eigenen Beinen stehen können. War ein Vater in Urzeiten fürsorglich, hatte sein Kind schlichtweg mehr Chancen, gesund groß zu werden und sich weiter fortzupflanzen. Die ideale Basis für das Entstehen kuschelnder und vorlesender Neuzeitpapas.