Das Tier im Menschen: Gemeinsam sind wir stark
Wir sollten uns viel öfter ein Beispiel an Herdentieren nehmen, findet Dagmar van der Neut in der neuesten Folge unserer Kolumne "Spiegelbiest - Das Tier im Menschen"
Eben noch standen sie friedlich da und weideten, jetzt drehen sich die Kaffernbüffel einer nach dem anderen in Richtung Löwe. Die entspannte Herde verwandelt sich in eine schnaufende Masse aus Muskeln und Hörnern; eine schwer bewaffnete Armee. Dem hat nicht einmal der König der Tiere etwas entgegenzusetzen.
Es kommt häufiger vor, dass verletzliche Tiere, wie etwa Eichhörnchen, Schwalben und Erdmännchen, ihre Belagerer gemeinsam besiegen. Auch der Mensch ist ein Tier, das sich seit jeher mit vereinten Kräften gegen Raubtiere verteidigen musste. Aber unsere moderne Welt ist groß und komplex geworden, und manchmal ist es nicht mehr so klar, zu welcher Herde man eigentlich gehört, und wer denn nun die Löwen sind.
Wir lassen unsere Entscheidungen von Versicherungsgesellschaften bestimmen. Wir akzeptieren Spitzengehälter bei Menschen, die unser Geld verwalten. Ein einziges Unternehmen kann bestimmen, welche Nahrung wir zu uns nehmen. Wir lassen uns von einer kleinen Gruppe Extremisten Angst machen, während die Zahl der Menschen, die friedlich miteinander leben möchten, um ein Vielfaches größer ist. Wir lassen all dies geschehen, weil wir Herdentiere sind und erst aktiv werden, wenn wir das Gefühl haben, nicht alleine dazustehen. Aber wir sind mehr Menschen denn je. Und wir können über neue Netzwerke schneller denn je Herden finden, mit denen wir gegen Unrecht kämpfen können. Warum nutzen wir nicht öfter mal die Kraft unserer Herde?