Ausgebrannte Eltern
Sie explodieren oder brechen in Tränen aus, wenn Ihr Kind nicht aufhört zu quengeln. Sie sind immerzu müde und meinen, als Eltern zu versagen: Wer diese Symptome von sich selbst kennt, hat womöglich ein parental burnout, ein Eltern-Burn-out.
Der Begriff parental burnout tauchte zum ersten Mal in den 80er-Jahren auf, doch erst in jüngster Zeit kümmert sich die Wissenschaft verstärkt darum. Psychologen der Katholischen Universität Leuven und der Stanford University haben die Folgen erforscht.
Was ist ein Eltern-Burn-out?
Psychologin Moïra Mikolajczak: Ein Erschöpfungssyndrom – man ist ausgebrannt durch Stress rund um die Elternschaft. Die häufigsten Symptome sind Erschöpfung, Müdigkeit und Labilität. Außerdem macht Eltern ihre Rolle keine Freude mehr, sie engagieren sich weniger emotional für ihr Kind. Sie tun, was sie tun müssen (Essen zubereiten, waschen), haben aber keine Energie mehr, ihrem Kind zuzuhören oder mit ihm zu schmusen. 5 bis 7 Prozent der Eltern haben irgendwann ein Eltern-Burn-out – und in zwei Dritteln der Fälle sind die Mütter betroffen.
Wie entsteht es?
Sie können ein Eltern-Burn-out bekommen, wenn Sie zu lange zu gestresst in Ihrer Elternrolle sind und sich unzureichend davon erholen. Was diesen Druck verursacht, ist bei jedem anders. Der eine ist chronisch gestresst, weil das Kind Verhaltensprobleme hat, der andere, weil der Partner ihn zu wenig unterstützt – und wieder ein anderer, weil er alles perfekt machen möchte.
Was sind die Folgen?
Die Folgen sind ernster, als wir dachten, zeigt eine Studie unter 2068 Eltern. Ein Eltern-Burn-out erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man an Flucht denkt (die Familie verlassen oder Selbstmord begehen), das Kind verwahrlosen lässt (körperlich und/oder emotional) und es zu physischer und psychischer Gewalt kommt, wie drohen, schimpfen und handgreiflich werden. Dabei gilt: Je schlimmer das Burn-out, desto schlimmer die Folgen. Eltern erkennen sich dann selbst nicht wieder. Sie schämen sich dafür, wie sie als Vater oder Mutter geworden sind. Und so landen sie in einer Negativspirale: Das Gefühl, ihrer Aufgabe nicht gerecht zu werden, verstärkt das Eltern-Burn-out nur noch.
Was kann man tun, wenn man diese Symptome selbst hat?
Reden Sie mit jemandem, der vorurteilsfrei zuhört, wenn es Ihnen schlecht geht. Sorgen Sie für ausreichend Auftank-Momente, und bitten Sie um Hilfe. Auch das Wissen, dass es gerade zum Versagen beiträgt, wenn man als Eltern alles richtig machen will, kann helfen. Sie müssen gut genug sein, aber nicht perfekt.
Parental burnout: What is it, and why does it matter?, Clinical Psychological Science, November 2019
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